"Life-forward energy" ist ein wichtiger Begriff der Terminologie Gene Gendlins. Gemeint ist die "das Leben vorantreibende Energie" - unsere Lebensenergie. Es handelt sich dabei aber nicht einfach nur um ein trockenes theoretisches Konstrukt. Es handelt sich um eine Energie, die man ganz konkret im Körper spüren kann.
Focusing und andere Methoden innerer Arbeit beschäftigen sich in der Regel mit Problemen, mit Blockaden, die dazu führen, dass wir unsere Lebensenergie nicht mehr spüren. Wenn sich diese Blockaden lösen, gerät die Energie wieder in Fluss. Es ist so, als läge ein riesiger Felsbrocken in einem Bach, hinter dem sich das Wasser aufstaut. Plötzlich zerbröckelt der Fels und der Bach kann wieder fließen.
Die Gefahr bei Focusing und anderen Methoden ist, dass die Beschäftigung mit Problemen zum Selbstzweck wird und wir unsere Lebensenergie aus dem Blick verlieren. Diese ist aber immer da, genau wie der Bach, der sich hinter dem Fels aufstaut. Und sie kann gespürt werden, BEVOR der Fels verschwunden ist. Hilfreich dabei ist die Frage: "Wie würde es sich in meinem Körper anfühlen, wenn das Problem gelöst wäre?" Und manchmal - nicht immer - gibt einem der Körper als Antwort sein Gespür für das Leben, so wie es sich anfühlen sollte. Das sind wunderbar befreiende Momente - obwohl das Problem noch nicht gelöst ist. Es ist so, als wenn man eine Umgehung um den Fels herumgräbt, durch die der Bach fließen kann. Das bedeutet nicht, dass wir das Problem verdrängen. Wir erkennen an, dass es da ist. Wir sehen aber auch unsere Lebensenergie und erlauben uns, sie zu spüren.
Die Beschäftigung mit Problemen ist kein Selbstzweck. Sie dient dazu, unseren Lebensfluss wieder in Gang zu bringen. Und dazu müssen nicht all unsere Probleme gelöst sein! Es wäre schrecklich, wenn das der Fall wäre, weil uns das Leben immer wieder vor neue Herausforderungen stellt. Wenn wir unsere Lebensenergie spüren, lassen sich diese viel besser bewältigen.
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